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Seltener Röhrlings-Fund: Falscher / Nadelwald-Anhängselröhrling (Butyriboletus subappendiculatus) ?

Hallo Harald, hallo Mitlesende!

im Wald zwischen Groß-Umstadt, Dorndiel und Mosbach stießen wir in einem Waldgebiet, das früher von Fichten dominiert war und ein typisches Maronen- und Fichtensteinpilz-Habitat war, mittlerweile - seit 1 Jahr - aber bis auf Lärchen und Kiefern weitgehend abgeholzt ist, auf folgenden ungewöhnlichen Röhrling.

Die Huthaut war feldrig eingerissen, wie man es von älteren Filzröhrlingen wie z.B. Ziegenlippe und Rotfuß-Röhrling kennt und hatte eine hellbraune samtige Oberfläche, der Pilzfruchtkörper stand in einem mit Nadelholzstreu und Moos bedeckten Waldboden:

Für höhere Auflösung bitte die Bilder anklicken!

noch unbestimmter Röhrling

noch unbestimmter Röhrling

noch unbestimmter Röhrling

noch unbestimmter Röhrling

Der Stiel ist wie bei Dickfuß-Röhrlingen relativ dick und im oberen Bereich mit einem Netz überlagert. Insgesamt sieht der Pilz von unten betrachtet, wie ein älterer Steinpilz aus. Dies zeigen auch die Detailbilder, die ich zu Hause angefertigt habe:

noch unbestimmter Röhrling

noch unbestimmter Röhrling

noch unbestimmter Röhrling

noch unbestimmter Röhrling

noch unbestimmter Röhrling

noch unbestimmter Röhrling

noch unbestimmter Röhrling

noch unbestimmter Röhrling

Die folgenden Schnittbilder zeigen den Pilz einmal unmittelbar nach dem Anschnitt und dann nochmal knapp 5 Minuten nach dem Anschnitt:

noch unbestimmter Röhrling

noch unbestimmter Röhrling

noch unbestimmter Röhrling

Knapp 5 Minuten nach dem Anschnitt:

noch unbestimmter Röhrling

noch unbestimmter Röhrling

noch unbestimmter Röhrling

noch unbestimmter Röhrling

Wie man auf den Schnittbildern sieht, blaut der Pilz kaum bzw. nur sehr schwach. Tendenziell eher an den Röhren, als am Hutfleisch.

Nach den bisherigen Recherchen und Vergleichen mit den Informationen und Fotos aus dem Internet tendiere ich zum Falschen / Nadelwald - Anhängselröhrling (Butyriboletus subappendiculatus). Aufgrund der bisherigen Fundgebiete und der Seltenheit wäre das ein ungewöhnlicher Fund. Weiteres müssen mikroskopische Untersuchungen ergeben.

Die eine Hälfte des Pilzes haben wir - wie bereits besprochen - an den Röhrlings-Spezialisten und Pilzsachverständigen Thomas Lehr geschickt, die andere Hälfte bekommst Du dann bei unserem Treffen am Sonntag zur weiteren Untersuchung.

Bin schon sehr gespannt auf die Rückmeldungen!

Liebe Grüße
Markus

 

Harald Sattler hat auf diesen Beitrag reagiert.
Harald Sattler

Lieber Markus,

das ist eine sehr gelungene Fotodokumentation. Allenfalls könnte man noch Angaben zu Geruch und Geschmack hinzufügen, was bei den in Frage kommenden Arten jedoch auch nicht zwingend weiterhilft, da diese alle mild schmecken und eher unspezifisch riechen.

Bei Deinem Fund sind wir sicher in der Gattung Buyriboletus. Allerdings würde ich mich in der Art B. subappendiculatus nicht festlegen wollen. Ich tendiere eher zu B. regius dem Königs-Röhrling. Die Huthaut ist feldrig gerissen (kein Trockenschaden) und ich kann deutlich rot- bzw. rosa-Töne erkennen. Die Huthaut von B. subappendiculatus neigt nicht feldrig zu reißen und zeigt vor allem keine roten oder rosa Farbtöne. Ältere Fruchtkörper von B.regius verblassen im Alter graurosa und die Huthaut reißt arttypisch feldrig auf. Im Schnittsbild sind an der Stielbasis die für B.regius typischen Rotfärbungen zu sehen und auch die sehr langsame Blaufärbung unmittelbar über der Röhrenschicht ist sehr gut dokumentiert.

Wenn Du bereits die bestellten Reagenzien erhalten hast, kannst Du die KOH-Reaktion überprüfen. Diese wäre bei B. subappendiculatus im Fruchtfleisch intensiv rot. Auch könntest Du nochmals eine Geruchsprobe nehmen. Ältere Fruchtkörper von B. regius sollen leicht nach "Medizinschrank" riechen.

Aber egal ob B. subappendiculatus oder B. regius es ist ein echt toller Fund!!!

Viele Grüße

Harald

Panellus hat auf diesen Beitrag reagiert.
Panellus

Hallo Harald,

Geruch und Geschmack liefere ich hiermit nach:

Geschmack mild - wie ein "normaler" Steinpilz

Geruch relativ schwach und unauffälig, leicht pilzig und keinesfalls unangenehm unmittelbar beim Fund und auch zu Hause.
Ich habe den Pilz, der jetzt schon etwas angetrocknet ist, nochmal leicht angeschnitten für die KOH-Probe und nochmal erneut gerochen, am unauffälligen, schwachen aber guten Geruch hat sich nichts geändert. "Medizinschrank" kann ich und auch Ilona nicht wahrnehmen.

Die Bilder der KOH-Probe (40%-Lösung) füge ich hier bei. Im Tageslicht erscheint die Verfärbung eher orangebraun, auf den Fotos erscheint sie etwas kräftiger als in natura wahrgenommen:

Unbekannter Röhrling

Und dann noch nach 4 Min. => keine weitere Veränderung:

Unbekannter Röhrling

Ich bin wirklich gespannt, was die mikroskopischen Untersuchungen ergeben. Die eine Pilzhälfte ging heute früh mit der Briefpost an Thomas Lehr raus und sollte morgen bei ihm eintreffen. Und die andere Pilzhälfte kannst Du dann am Sonntag mitnehmen.

Ich freu' mich schon auf's "Pilz-Stöbern" in unserem "Hauswald"!

Liebe Grüße
Markus

Harald Sattler hat auf diesen Beitrag reagiert.
Harald Sattler

Guten Morgen Markus,

Wenn Du auch FeSO4 hast, kannst Du noch diese Reaktion versuchen:

"Mit Eisen (II)-sulfat (FeSO4) auf dem Hut ergibt eine blasse purpurrote Farbe, an Fleisch grau."

Viele Grüße

Harald

Panellus hat auf diesen Beitrag reagiert.
Panellus

Guten Abend Harald,

vorhin habe ich die Probe mit der 10%-Eisensulfat-Lösung gemacht. Der Farbumschlag war aber nicht besonders ausgeprägt, ich würde sagen auf der Huthaut eher schwärzlich mit einem Lila-Touch und auf dem Fleisch gräulich mit grünlichem Touch:

Test mit 10%-Eisensulfat

Mal sehen, ob man mikroskopisch noch was erreichen kann. Leider war der Pilz sehr stark madig und ist in schlechtem Zustand bei Thomas Lehr angekommen.

Ich hatte heute früh die auf dem Bild sichtbare Scheibe von unserer Hälfte abgeschnitten und die Maden weggekratzt. Die Scheibe ist jetzt ziemlich trocken.

Liebe Grüße
Markus

Harald Sattler hat auf diesen Beitrag reagiert.
Harald Sattler