Zunderschwamm – Fomes fomentarius

Der Zunderschwamm (Fomes fomentarius)  wird, wie viele Funde in steinzeitlichen Siedlungen dokumentieren, seit rund 10.000  Jahren durch den Menschen genutzt. Neben der namensgebenden Bedeutung bei der Erzeugung von Feuer wurde er unter anderem als Wundauflage genutzt und wirkte hierbei blutstillend und wundheilungsfördernd.

Vorkommen

Als Schwächeparasit und Saprobiont befällt er Laubholzstämme und ist besonders oft auf Buchen und Birken zu finden. Die Fruchtkörper des Zunderschwamms sind mehrjährig und können über 30 Jahre alt werden. Er löst eine intensive Weißfäule aus und ist damit als häufiger und weit verbreiteter Pilz im biologischen Kreislauf ein bedeutender Faktor für die Holzzersetzung.

Makroskopische Merkmale

Die konsolenförmigen Fruchtkörper des Zunderschwamms erreichen in der Regel einen Durchmesser von 10 bis 30 cm und manchmal auch eine Größe von 50 cm. Die Oberseite ist geschützt von einer dünnen, trockenen und sehr festen hellgrauen bis graubräunlichen Kruste. Die jährliche Zuwachszone zeichnet sich an der Unterkante konzentrisch ab. Fällt der Stamm, ändert der Pilz sein Wuchsrichtung und richtet die neue Porenschicht senkrecht zum Boden aus (Gravitropismus).

Die Unterseite zeigt eine feine rundliche weißliche bis cremefarbene Porenschicht. Bei jungen Fruchtkörpern verfärben sich diese auf Druck dunkel.

Das Fruchtfleisch ist rostbraun und korkig-holzig. Die Röhrenschicht ist bräunlich und ist bei mehrjährigen Fruchtkörpern mehrschichtig. An der breitflächigen Anwachsstelle befindet sich der deutlich weichere und unregelmäßig marmorierte Myceliakern.

Bedeutung

Wie eingangs erwähnt hat der Zunderschwamm in der Geschichte der Menschheit eine weitreichende Bedeutung. Sein Myceliakern wurde als Zunder für das Entfachen von Feuer eingesetzt. Seit dem Mittelalter wird aus dem Zunderschwamm ein “Pilzleder” hergestellt, das für die Erzeugung von Kleidung genutzt wird. Noch heute fertigen Familien in Rumänien aus Zunderschwamm Hüte, Kappen, Taschen und andere Produkte. Aus dem zu Pilzpulver verarbeiteten Zunderschwamm kann ein Tee aufgegossen oder Schnäpse und Tinkturen angesetzt werden.

Hervorheben möchte ich allerdings die medizinische Bedeutung des Zunderschwamms. Erstmals dokumentierte Hippokrates von Kos etwa 370 v. Chr. seine Verwendung zur Wundversorgung und seine blutstillende und antiseptische Wirkung. Bis in das 19. Jahrhundert wurde er als Wundauflage, in der Gynäkologie, in der Zahnmedizin und bei der Behandlung äußerlicher Entzündungen eingesetzt. Heute wird der Zunderschwamm in der chinesischen Volksmedizin auch bei der Behandlung von Lungenerkrankungen, Asthma, Magenerkrankungen und bei verschiedenen Krebserkrankungen (Speiseröhren-, Lungen-, Gebärmutterkrebs) eingesetzt. In Japan wird er neben der Wundversorgung auch zur Behandlung von Erkältungskrankheiten, der Grippe und bei Bronchitis genutzt. Aus gutem Grund ist der Zunderschwamm auch in der modernen Medizin Gegenstand zahlreicher Studien.

Verwechslungsmöglichkeiten

Der Zunderschwamm kann mit anderen stiellosen Porlingen wie z.B. dem Rotrandigen Baumschwamm (Fomitopsis pinicola), dem Flachen Lackporling (Ganoderma lipsiense) oder dem Gemeinen Feuerschwamm (Phellinus igniarius) verwechselt werden. Bei Beachtung der Merkmale dieser Pilze kann der Zunderschwamm jedoch sicher von diesen abgegrenzt werden. 

Zu weiteren Artenportraits (klicken)

Ganoderma applanatum - Flacher Lackporling
Rotrandiger Baumschwamm - Fomitopsis pinicola