Der Fliegenpilz (Amanita muscaria) ist der Pilz des Jahres 2022! Für die Einen ist er der Inbegriff eines Giftpilzes und für die Anderen ein Glückssymbol.
Sein Name leitet sich aus dem lateinischen Wort musca ab, was übersetzt Fliege bedeutet. Überlieferungen zur Folge wurden gezuckerte Fliegenpilzstücke mit Milch übergossen und als tödliches Lockmittel für Fliegen genutzt. Allerdings bestehen hieran Zweifel, da die angelockten Fliegen im Versuch lediglich betäubt wurden. Wahrscheinlicher ist, dass ein Zusammenhang mit dem Wort „Fliegen“ als altes Symbol für Wahnsinn besteht.
Vorkommen
Der Mykorrhizapilz lebt meist in Symbiose mit Birken und Fichten und bevorzugt saure Böden. Somit lebt er grundsätzlich in der gleichen Umgebung wie der Steinpilz (Boletus edulis) und gilt daher auch als Zeigerpilz. Die Fruchtkörper werden meist in der Zeit von August bis November gebildet.
Makroskopische Merkmale
Die Merkmale des Fliegenpilzes sind einfach und schnell zusammengefasst: Der Hut ist zwischen 5 und 15 cm breit und meist leuchtend rot mit feinen gleichmäßig verteilten Velumflöckchen (nach Regen können diese auch fehlen). Seltener ist die Huthaut auch orange oder gelb gefärbt. Der aufgeschirmte Hutrand ist gereift. Der weiße Stiel hat einen an der Oberseite ungerieften Ring und die unbescheidete Knolle ist am Stielübergang mit Warzenkränzen besetzt. Das Sporenpulver ist weiß und der Geruch ist unauffällig.
Toxikologie
Der Fliegenpilz enthält eine Reihe von Giftstoffen. Die Bedeutendsten sind Ibotensäure und das 5-10 mal wirksamere Abbauprodukt Muscimol. Daneben wurden die für die Giftwirkung eher unbedeutenden Gifte Muscazon, Muscarin, Cholin, Azetylcholin und Bufotenin nachgewiesen. Er verursacht das Pantherina-Syndrom. Die meisten Vergiftungsfälle resultieren aus Selbstversuchen, weil sich die Konsumenten nach dem Vorbild sibirischer Rituale einen Rauschzustand versprechen. Der Fliegenpilz ist und bleibt jedoch ein nicht ungefährlicher Giftpilz.
Artabgrenzung
In der Literatur wird als Verwechslungspartner gerne der Kaiserling (Amanita caesarea) angegeben, aber verwechseln kann man die beiden Pilze eigentlich nur schwerlich. Der Kaiserling ist wärmeliebend und daher in Mitteleuropa sehr selten und unterscheidet sich durch gelbe Lamellen, einen goldgelben Stiel, gelbliches Fruchtfleisch sowie eine bescheidete Stielbasis sehr deutlich vom Fliegenpilz.